Guirassys Kopf-Vorteil und Müllers Jagd nach zwei Rekorden

Ob die Rekordjagd von Thomas Müller, Dortmunder Kopfballstärke oder Münchner Spätzünder: Die kicker-Datenredaktion stellt die Besonderheiten des Rückrunden-Duells zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund vor.

Serhou Guirassy überzeugt mit starkem Kopfballspiel, Thomas Müller jagt zwei Rekorde. imago images (2)

“Das Bundesliga-Spiel habe ich gerade aktuell nicht im Kopf”, sagte ein enttäuschter Thomas Müller direkt nach Abpfiff des Champions-League-Viertelfinal-Hinspiels, das seine Münchner knapp mit 1:2 gegen Inter Mailand verloren.

Das 112. Bundesliga-Duell mit Dortmund, das am Samstagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in der Allianz-Arena steigt, hat sich das Bayern-Urgestein scheinbar nicht fett im Kalender markiert. Mit Blick auf die Tabellenkonstellation lässt sich aber nachvollziehen, warum Müller den “Klassiker” zunächst nicht auf dem Schirm hatte. Dortmund ist in diesem Jahr keine Konkurrenz um die Meisterschaft. Doch trotz geringerer sportlicher Brisanz versprüht das Aufeinandertreffen immer noch magisches Flair. Vor allem, wenn beide Teams in der richtigen Verfassung sind.

Die Ausgangslage vor diesem Rückrunden-Duell ist eindeutig: Der BVB liegt auf Rang 8 mit 41 Punkten und kämpft noch darum, am Saisonende auf einem direkten Champions-League-Qualifikationsplatz zu landen. Die Münchner sind mit 27 Punkten mehr auf dem Konto komfortabel Spitzenreiter, müssen sich nur der Avancen von Verfolger Leverkusen erwehren. Vor zehn Jahren gab es eine ähnliche Situation, damals hatten die Bayern unter Pep Guardiola satte 31 Punkte Vorsprung vor dem BVB unter Jürgen Klopp. Der FCB gewann das Rückrundenduell dank eines Treffers von Robert Lewandowski mit 1:0.

In der Saison 2023/24 gewann der BVB jedoch erstmals seit 2013/14 wieder die Rückrunden-Partie gegen den bayerischen Rivalen. Und auch beim jüngsten Aufeinandertreffen punktete Schwarz-Gelb nach einem 1:1. Dass Dortmund in einer Saison zweimal gegen Bayern punkten konnte, war zuletzt 2012/13 der Fall, als man sich in Hin- und Rückrunde jeweils 1:1 trennte.

Müller jagt zwei Rekorde

Für Müller wird es aller Voraussicht nach der Abschieds-“Klassiker”. Das Duell mit der Borussia hat für ihn eine besondere Bedeutung: Am 5. Spieltag 2009/10 erzielte er beim 5:1 in Dortmund seine ersten beiden Bundesliga-Tore. Seither hat er den Vergleich mit dem BVB nur dreimal verpasst. Steht er auch am Samstag auf dem Platz, wäre es sein 29. Spiel gegen Dortmund in der Bundesliga, wodurch er mit Mats Hummels gleichziehen würde. Gewinnt der FC Bayern mit Müller auf dem Platz, würde der 35-Jährige sogar einen weiteren Rekord einstellen. 16-mal siegte er bereits gegen den BVB, von allen Bundesliga-Profis schafften das nur Manfred Kaltz und Manuel Neuer einmal öfter.

Das Spiel Dortmund gegen Bayern ist in den letzten 15 Jahren auch ein Duell der Top-Torjäger geworden. Für den BVB sorgten etwa Lucas Barrios, Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang, Jadon Sancho und Erling Haaland regelmäßig für die Tore. Bei den Münchnern hießen die Top-Torschützen dagegen beispielsweise Arjen Robben, Mario Gomez, Mario Mandzukic und schließlich acht Jahre lang ebenfalls Lewandowski.

Wo Kane Guirassy hinterherhinkt

Seit dieser Saison lautet das Duell Serhou Guirassy vs. Harry Kane. Betrachtet man die Gesamtzahl der Scorer-Punkte, liegt Kane seit 2023/24 deutlich vorne. Zumindest in der Champions League hat Guirassy die Nase vorne: In der aktuellen Königsklassen-Saison sammelte er 17 Scorer (zehn Tore/sieben Assists), Kane “nur” 13 (zehn Tore/drei Assists).

In der Bundesliga ist Guirassy in dieser Saison auch mit dem Kopf gefährlicher als sein Konterpart. Er traf auf diese Weise sechsmal, Kane viermal – sie sind damit in ihren Teams die (offensiv) kopfballstärksten Akteure. Die Münchner haben jedoch einen Vorteil bei ihrer Tor-Variabilität: Sie trafen in dieser Bundesliga-Saison etwa mit links deutlich häufiger als die Dortmunder. Allein Michael Olise und Leroy Sané erzielten je acht Tore mit ihrem starken linken Fuß, mehr als alle BVB-Profis auf diese Weise.

Doch nicht nur beim “Wie”, sondern auch beim “Wann” lassen sich zwischen Dortmunds und Bayerns Toren und Gegentoren manche Unterschiede feststellen. Beispielsweise musste der BVB in dieser Saison noch keinen Gegentreffer direkt nach der Pause hinnehmen, der FCB dergleichen schon fünf.

Dafür ist der Tabellenführer vor allem zum Ende des Spiels hin brandgefährlich: In der letzten halben Stunde der Partie erzielte der Rekordmeister 33 Treffer. Bemerkenswert ist dabei auch, dass die Münchner auch in den letzten Sekunden der Partie noch gierig sind. Gegen Augsburg erzielte der Rekordmeister sein siebtes Tor in der Nachspielzeit, das ist Liga-Bestwert. Den Liga-Rekord hält indes Gegner Dortmund, der 2018/19 zehnmal nach Ablauf der 90. Minute erfolgreich war.

Dortmund wäre also gut beraten, bis zum Schluss hellwach aufzutreten. Die Daten deuten derweil auf ein spannendes Duell hin, in das der FC Bayern natürlich als Favorit geht.

Volker Schwerdtfeger, Timo Schmidt

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