FC Bayern: Diese Meisterschaft ist die wichtigste seit Jahren – und doch nicht genug – WELT

Joshua Kimmich hat mit dem FC Bayern die Deutsche Meisterschaft gewonnenQuelle: REUTERS/Heiko Becker

Bereits vor dem Saisonende steht der FC Bayern als deutscher Fußballmeister fest. Früher war der Titel für die Münchner Standard. Inzwischen ist er wieder sehr besonders. Und doch ist es keine richtig gute Saison für den Rekordmeister.

Zum 34. Mal ist der FC Bayern deutscher Fußballmeister. Eine beeindruckende Zahl. Es ist eine sehr besondere Meisterschaft für den Weltklub. Sie ist eine der wichtigsten in seiner bewegten Historie.

Mit ihr haben die Münchner den Gau vermieden – eine weitere titellose Saison. Unter Thomas Tuchel hatte der deutsche Rekordmeister in der vergangenen Spielzeit keinen Pokal gewonnen. Und nach elf Meisterschaften in Folge den nationalen Ligatitel verpasst. Dieser war bis dahin Standard gewesen, zumindest gefühlt. Jetzt ist er wieder etwas Spezielles.

Unter Tuchels Nachfolger Vincent Kompany gibt es jetzt wieder etwas zu feiern. Für den mit 39 Jahren noch relativ unerfahrenen Trainer ist es seine erste Meisterschaft, für Sportvorstand Max Eberl ebenfalls. Sie ist der Beleg, dass Kompany beim FC Bayern erfolgreich sein kann. Und zwar, obwohl ihm seit Wochen sehr wichtige Spieler wie Jamal Musiala und Alphonso Davies verletzt fehlen. Trotz der Unruhe, die es beim FC Bayern mal wieder gab, unter anderem wegen des Falls Thomas Müller und langer Vertragsverhandlungen mit Joshua Kimmich.

Karl-Heinz Rummenigge, viele Jahre Klubchef, bezeichnete die Bundesliga immer als das Brot- und Buttergeschäft des FC Bayern. Und die Meisterschaft als den ehrlichsten Titel. Weil es der Titel ist, den sich eine Mannschaft über die gesamte Spielzeit, über viele Monate verdienen muss. Dass Kompany gleich in seinem ersten Jahr als Bayern-Coach dieser Triumph gelingt, ist nicht selbstverständlich. Und daher aller Ehren wert.

Es ist ein verdienter Titel für die Bayern. Seit dem Ausscheiden in der Champions League war der Gewinn der Meisterschaft noch wichtiger geworden. Und doch ist er mehr als eine Pflicht für die Münchner.

Kompany ist einer der Gewinner dieser Meisterschaft. Der Belgier hat die Mannschaft in seiner Premieren-Saison gut geführt und den Klub nach außen erstklassig vertreten. Eine richtig gute Spielzeit ist es für die Bayern dennoch nicht. Ihre Schwächen wurden in der Liga deutlich – und vor allem in den anderen zwei Wettbewerben.

Im DFB-Pokal schieden sie im Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen aus, viel zu früh. In der Champions League im Viertelfinale gegen Inter Mailand, auch zu früh. In der Liga waren sie nicht immer konstant, verloren zu Hause gegen den VfL Bochum (2:3) und beim 1. FSV Mainz 05 (1:2). Zu diesen zwei Niederlagen in 32 Ligaspielen kommen sieben Unentschieden, unter anderem gegen den 1. FC Union Berlin. Bereits vor dem 33. Spieltag hatten die Bayern 93 Tore geschossen. Das ist beeindruckend. Und dokumentiert die Überlegenheit und die zentrale Stärke der Mannschaft in dieser Saison.

Das Unvermögen der Konkurrenz

4:0 gegen den VfB Stuttgart, 5:1 gegen RB Leipzig, 4:0 gegen Eintracht Frankfurt – die Bayern zeigten mitunter Topleistungen. Ihre Offensive begeisterte die Fans in dieser Saison oft. Und ihre Defensive gab dem Anhang Rätsel auf. Zu oft verspielten die Bayern eine Führung, zu oft ließen sie den Gegner rankommen. Dass sie dennoch Meister wurden, liegt an ihren vielen Einzelkönnern und der Qualität des Kaders sowie der Tatsache, dass Kompany viele richtige Entscheidungen traf. Und auch am Unvermögen der Konkurrenz.

Insbesondere Borussia Dortmund und RB Leipzig enttäuschten in der bisherigen Ligasaison. Beide Klubs werden seit Jahren das Potenzial zum „Bayern-Jäger“ bescheinigt. Doch in dieser Spielzeit sind sie abgeschlagen. Dass der BVB rund 30 Punkte hinter den Bayern liegt, sagt nahezu alles aus. Schade – ein Meisterkampf zweier großer Traditionsklubs, der bis zum Saisonende andauert, würde der Bundesliga sehr guttun.

Bayer Leverkusen rappelte sich in der Rückrunde noch einmal auf und machte den Meisterkampf phasenweise spannend. Dass die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso so lange oben dranblieb, verdient Anerkennung. Eine zweite Meisterschaft in Folge konnte man nicht erwarten, die Saison 2023/2024 war eine Sensations-Leistung der Leverkusener, sie spielten am Limit.

Noch vor zwei Jahren war Bayer am Saisonende Tabellen-Sechster. Leverkusen ging am Ende dieser Saison etwas die Luft aus, auch wegen der Verletzung von Jungstar Florian Wirtz. Schade für die Fans, die auf Spannung bis zum Saisonende hofften. Aber nun wirklich keine Schande.

Für die Bayern wird es in der neuen Saison wichtig, es in der Champions League wieder unter die besten vier zu schaffen. Der Weltklub definiert sich in entscheidendem Maße über sein internationales Abschneiden. Und braucht nach dem von Ehrenpräsident Uli Hoeneß in WELT AM SONNTAG verkündeten Sparkurs („Von unserem Festgeldkonto ist nicht mehr viel da“) dringend die Einnahme aus der Königsklasse.

Diese Meisterschaft 2024/2025 ist ganz wichtig für den FC Bayern. Aber sie ist auf Dauer bei Weitem nicht genug.

Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen. Als FCB-Reporter ist es die elfte Meisterschaft des Klubs, die er erlebt. Bei der Ersten war Jupp Heynckes Trainer.

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